Ritterin Annegret ist 66. Ordensträgerin des AKV

01.02.2015 - Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerpräsidentin des Saarlands, ist am Samstagabend in Aachen mit dem 66. Orden „Wider den tierischen Ernst“ ausgezeichnet worden. Mit einer fulminanten Ritterrede eroberte die frankophone Christdemokratin das Publikum in der Europastadt Aachen. Und nutzte ihr neues Amt gleich für einen Appell im Sinne der Frauen: „Ich bin die 5. Ritterin. 5 aus 66! Hallo, geht´s noch?“ 66 Ritter wurden es deshalb, weil der AKV zuvor mit Philipp zu Guttenberg erstmals einen Knappen zum Ritter gekürt hatte.

Denn frei nach dem Motto „Der Narr kennt selbstverständlich Regeln, doch macht´s ihm Spaß, sie umzukegeln“, schritt AKV-Präsident Dr. Werner Pfeil zu einer Tat, die so nie vorgesehen war, aber doch ausschließlich Zustimmung fand: Philipp zu Guttenberg, im Jahr 2011 als Vertreter seines Bruders schon im Narrenkäfig gefeiert und seitdem gern gesehener Stammgast in Aachen, wurde aus dem Knappen- in den Ritterstand erhoben: „In einem Land, das Freiheit ehrt, sei Narrenfreiheit schützenswert. Du Philipp kamst, als Not uns quälte, weil Theodor, dein Bruder fehlte. Der blieb bis heute ein Phantom, sah weder Tivoli noch Dom. Als Knappe hast Du uns gezeigt Herz, Hirn und auch Humorigkeit. Dafür der Orden Dir zum Lohn, die Ritterkappe hast Du schon“, heißt es in der Begründung des Elferrat.

Gestartet war die Sitzung mit einer jecken Premiere, nämlich dem allerersten Auftritt der stellvertretenden Bundestags-Fraktions-Vize der Linken im Karneval überhaupt. Als Prinzessin Leia aus der fernen Star-Wars-Galaxie war Sahra Wagenknecht in der „altehrwürdigen Sternenkolonie Aachen“ gelandet, „weil Darth Seehofer eine Maut für Außerirdische auf der interstellaren Datenautobahn durchsetzen wollte“ und das Navi daraufhin vor Lachen eine Fehlfunktion erlitt. Mit Blick auf Ritter Friedrich Merz hatte sie gleich ein paar Steuertipps im Gepäck: „Wir haben in unserer Galaxie einfach so große Bierdeckel drucken lassen, dass sogar noch eine Millionärssteuer drauf passt.“

Dies war der Auftakt zu einer fulminanten Festsitzung mit jeder Menge Frauen-Power, denn auch Julia Klöckner stand zu allerersten Mal in der Aachener Bütt. Und auch bei der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden bekam Horst Seehofer sein Fett weg – diesmal wegen des Vorschlags, zu Hause sollten Einwanderer doch deutsch sprechen: „Was wird mit jenen, die sich weigern deutsch zu reden? Schickt man den Stoiber dann als Troubleshooter-Logopäden?“

Mehr Frauen an die Macht forderte die ehemalige pfälzische Weinkönigin, und eine ordnende Frauenhand sah auch Bettina Böttinger als Lösung für viele Probleme: „Ich weiß nicht ob Ihnen aufgefallen ist, dass im ganzen Berliner Flughafen-Desaster keine einzige Frau die Finger im Spiel hatte“, nahm die WDR-Moderatorin den Frauen-Power-Faden auf.

Bei soviel weiblicher Macht fühlte sich Vorjahres-Ritter Christian Lindner in eine besondere Rolle gedrängt. „Der AKV nimmt diesmal aus der Politik nur Frauen dran, bis auf mich, ich mach hier brav den Quotenmann“, sah sich der Laudator einer starken Phalanx gegenüber. Und überlegte gleich, die Seite ganz zu wechseln: „Die Haare ließ ich mir ja bereits transplantieren, soll ich mir jetzt auch noch Brüste operieren?“

Die eigentliche Aufgabe des Laudators ist aber das Hohelied auf die Ritterin, und diese Klaviatur spielte Ritter Christian gewohnt gekonnt: „Wie wird die Annegret frei für Berlin, um dort ins Kanzleramt zu ziehn?“, sah Lindner seine Nachfolger schon auf dem Weg zu höheren politischen Weihen, um die Antwort gleich selbst zu geben: „Dafür ersonn sie mit doppelnamigem Elan einen ziemlich fintenreichen Plan: Sparen sei das oberste Ziel, und 16 Bundesländer eh zu viel. Hier müsse endlich etwas passieren, warum nicht das Saarland wegrationalisieren? Der Clou: Würde das Saarland abgeschafft, wären die Schulden sofort hinweggerafft. Annegret, mit diesem finanzpolitischen Verstand, gewinnst Du sogar Wahlen in Griechenland.“

Neben der Politik dominierte vor allem eines: Aachener Flair. Wunderbare Lieder, die aus dem Bauch kommen, aber zu Herzen gehen: Dafür standen nicht nur die 4 Amigos – wie immer ein absoluter Stimmungsgarant –, sondern auch die beiden Öcher Narrenherrscher: Prinz Axel II. und Märchenprinz Anton I. mit ihren beiden Hofstaaten und den stolzen Garden. Den ganz eigenen Aachener Sound auf die Bühne brachten der Gospelchor Sound´n´Soul mit Dirk von Pezold als Lennet Kann, Musical-Sängerin Nicole Malangré, das AKV-Ballett und die Europameister bei den Lateinformationen: die Tänzerinnen und Tänzer der FG Aachen Düsseldorf.

Und das war noch längst nicht alles in Sachen Tanz: Die AKV-Schautanzgruppe, die im März in Köln um den deutschen Meistertitel kämpft, begeisterte mit einer Hommage an die Pferdestadt Aachen, wo in diesem Jahr die Europameisterschaften der Reiter stattfinden, genauso wie Christina Jansen, die als erfolgreiche Tanzmarie der KG Koe Jonge den Lambertz-Ehrenpreis überreicht bekam.

Ein besonderes Highlight war der junge Malte Piper, ebenfalls ein Öcher Jong, der als Stand-up-Comedian nicht zum ersten Mal vor einer TV-Kamera glänzte. Noch jünger und trotzdem ohne Anzeichen von Lampenfieber präsentierten sich die „Geschwister in der Bütt“: Lena und Niklas, gerade einmal 10 und 14 Jahre alt, bewiesen mit spritzigen Dialogen, dass sie würdige Sieger des Zentis-Kinderkarnevalspreises sind, den sie im Anschluss an ihr geschwisterliches Zwiegespräch entgegen nahmen. Abgerundet wurde das spritzige Programm vom gut aufgelegten Ingo Appelt, Dr. Oliver Tissot aus Franken, dem Bauchredner Tricky Nicky und - Stichwort Frauen-Power – Lisa Feller.

Das Highlight des Abends aber lieferte die 66. Ritterin, die Aachen schon im Zweikampf mit Saarbrücken um den Hauptstadt-Status für Europa sah. Nach dem Lob für den AKV, der sich bedrohten und seltenen Arten widme (Beispiele gefällig?: „Cem Özdemir – ein vernünftiger Grüner, Christian Lindner – ein fünfprozentiger Liberaler, Philipp zu Guttenberg – ein selbstironischer Bayer, und jetzt nehmen wir eine aus dem Saarland, solange es das noch gibt“), ging die „schwarz lackierte Sozialistin“ mit dem Appell des Abends zum Angriff über: „Liebe Aachenerinnen, es kann doch nicht sein, dass es in dieser Stadt nur intelligente und vernünftige Frauen gibt“, sagte sie mit Blick auf den Elferrat des AKV: „Es muss sich doch eine Verrückte finden, um da mitzumachen!“



(Text: Kolja Linden)



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